Kunstsammlung der Cornèr Bank
Hier stellen wir einen Auszug der Gemäldesammlung der Cornèr Bank an ihrem Hauptsitz in Lugano vor. Weitere Angaben erhalten Sie unter: comunicazione@corner.ch
Seit ihrer Gründung vereint die Cornèr Bank ihre Geschäftstätigkeit mit kulturellen und kunstgeschichtlichen Interessen. Durch die am Hauptsitz ausgestellte Gemäldesammlung und die Herausgabe einer renommierten Kunstbuchreihe bringt sie dies zum Ausdruck.
Hier stellen wir einen Auszug der Gemäldesammlung der Cornèr Bank an ihrem Hauptsitz in Lugano vor. Weitere Angaben erhalten Sie unter: comunicazione@corner.ch
Mosè Bianchi Monza 1840 – Mailand 1904
Öl auf Leinwand, cm 38,5 x 50
Giovanni Sottocornola Mailand 1855–1917
Öl auf Leinwand, cm 75 x 130
Emilio Longoni Barlassina/Mailand 1859 – Mailand 1932
Öl auf Leinwand, cm 35 x 74
Mosè Bianchi kam 1840 als Sohn eines Porträtmalers zur Welt. Seine Ausbildung erhielt er an der Kunstakademie Brera in Mailand. Er unterbrach sein Studium 1859, um als Freiwilliger bei den Alpenjägern am Unabhängigkeitskrieg von Giuseppe Garibaldi teilzunehmen. Im Jahr 1862 eröffnete er zusammen mit dem Tessiner Maler Ernesto Fontana ein Atelier und nahm an der Jahresausstellung der Brera mit einem Bild teil, das ein historisches Sujet darstellte. Die regelmässige Teilnahme an den Ausstellungen der Braidensischen Nationalbibliothek brachte ihm viel Anerkennung ein. In dieser Zeit setzte er sich in seinen Werken mit romantischen und literarischen Themen auseinander und entwickelte für dieses Genre eine wahre Leidenschaft. Über den Pariser Kunsthändler Adolphe Goupil fasste er in internationalen Ausstellungskreisen Fuss. 1874 erhielt er in Mailand mit einem Porträt den renommierten Preis Premio Principe Umberto, ein Erfolg, den er 1894 mit einem historischen Genrebild und 1900 mit der Ansicht einer Bauernstube wiederholen konnte.
Während eines kurzen Aufenthalts (1898 und 1899) in Verona bannte er die Impressionen einer lebhaften städtischen Szene auf die Leinwand. Die dünne Schicht der hellen Ölfarbe lässt die darunter liegende Linienführung der fliessenden Zeichnung bewusst durchscheinen. Die nuancierte Farbpalette nimmt die letzten Arbeiten des Künstlers vorweg, in denen – wie im vorliegenden Werk aus der Sammlung – sein Interesse am strukturierten Raum zu erkennen ist, in dem der architektonische Hintergrund eine wichtige Rolle spielt.
Beschreibung verbergenGiovanni Sottocornola entstammte einer Arbeiterfamilie. Im Alter von 20 Jahren gelang es ihm, sich an der Kunstakademie Brera einzuschreiben. Dort begegnete er Emilio Longoni, Gaetano Previati, Attilio Pusterla und Giovanni Segantini, mit denen er eine neue, experimentierfreudige Künstlergeneration bildete. Diese übernahm eine Vorreiterrolle im lombardischen Naturalismus. 1882 stellte Sottocornola zum ersten Mal aus. Mit vier Gemälden, drei Porträts und einer Genre-Szene nahm er an der Jahresausstellung der Brera teil. Zur selben Zeit widmete er sich der freien Natur, dem Stillleben und häuslichen Szenen. In der Folge wurde Sottocornola gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Vertreter der lombardischen Malerei. Er trat insbesondere mit Stillleben, der Figuren- und der Landschaftsmalerei hervor – Genres, in denen er in den Neunzigerjahren mit einem raffinierten Divisionismus experimentierte, wobei ihm Themen des sozialen Engagements wichtig waren.
Ein bedeutendes Merkmal des Gemäldes in der Sammlung ist die offenkundige Vereinfachung der malerischen Technik, die sich vor allem im Farbauftrag und der weniger prägnanten Strichführung manifestiert. Im Jahr 1889 stellte Giovanni Sottocornola an der Jahresausstellung des Museums Permanente in Mailand das Bild Cesta d’uva (Korb mit Trauben) aus, und 1891 an der ersten Triennale der Brera das Bild Uva (Trauben; Privatsammlung), eine Fülle weisser und blauer Trauben und Blätter, eine grandiose, horizontal auf einem Tisch ausgebreitete Komposition, die exemplarisch ist für den Verismus. Ähnlich komponiert ist das Gemälde der Sammlung – wie auch ein Grossteil der Stillleben des Künstlers.
Beschreibung verbergenDas Künstlerleben von Emilio Longoni war beispielhaft. Er gehörte zu den bedeutendsten Malern der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und insbesondere des Divisionismus. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang prägte er die Geschichte der figurativen Kultur Italiens mit. Nach der ersten Ausstellung an der Brera 1878 setzte sich der Künstler mit dem Verismus auseinander, der ihn zu einigen seiner Meisterwerke inspirierte. Um 1890 widmete er sich dem Divisionismus. Mit seinen Bildern erhielt er auch bedeutende internationale Auszeichnungen.
Scogliera ist eines der Bilder, in denen sich die Entwicklung der Berglandschaft von der realistischen Darstellung zum Symbol manifestiert. Diese Phase war allerdings kurz und führte zu der von Longoni angestrebten vollständigen Überblendung des dargestellten Objekts, die der Künstler bewusst verfolgte und schliesslich in den Gemälden der letzten fünfzehn Jahre seines Schaffens erreichte. Eine Fotografie aus jener Zeit dokumentiert eine aus der Höhenperspektive entstandene Studie für das Bild in der Sammlung. Dieser und vielleicht noch weiteren unter freiem Himmel entstandenen Studien entnimmt Longoni die Elemente der Natur, die letztlich das Werk durchdringen, das er dem Publikum präsentiert.
Im Bild Scogliera wird die dominierende chromatische Intensität der Blautöne gekonnt unterbrochen vom grossen Fels im Zentrum des Bildes, zwischen dem Wasserspiegel im Vorder- und der Bergkette im Hintergrund. Das kostbare Blau, gewonnen aus reinen Lapislazuli-Pigmenten, und die aus schmalen horizontalen Strichen bestehende Struktur reflektieren die chromatischen Abstufungen und Bewegungen von Gletscherwasser.
Beschreibung verbergenHier stellen wir die von der Bank herausgegebene Kunstbuchreihe vor.
Weitere Angaben erhalten Sie unter: comunicazione@corner.ch
Im September 2018 wurde der elfte Band der Kunstbuchreihe veröffentlicht, der Katalog einer aus einem aussergewöhnlichen Projekt entstandenen Ausstellung. Zwei Jahre zuvor hatte die Cornèr Bank an einer Auktion den Zuschlag für Angelo Morbellis «Vecchie Calzette» («Alte Socken») erhalten, das sechste Gemälde des Zyklus, dem der divisionistische Maler den Namen «Il poema della vecchiaia» («Das Lied vom Alter») gegeben hatte. Daraus entstand die Idee, die fünf restlichen Werke dieses Zyklus zu finden, ihn neu zu komponieren und anschliessend noch einmal in Venedig auszustellen – an dem Ort also, wo er 1903 in seiner Gesamtheit präsentiert worden war. In Zusammenarbeit mit der Fondazione Musei Civici in Venedig wurde die Ausstellung in der internationalen Galerie für moderne Kunst Ca’ Pesaro gezeigt. Angelo Morbelli hat sich als herausragender Vertreter des Divisionismus besser als andere darauf verstanden, das Leiden und die Einsamkeit in den Herzen der Armen und in der Stille der leeren Zimmer der Armenhäuser zum Ausdruck zu bringen. Anhand der Texte und Bilder können sich die Leserinnen und Leser in den Künstler hinein versetzen und dessen herausragende Maltechnik bewundern.
Auf Eigeninitiative von Dr. Paolo Cornaro wurde 2015 ein neues verlegerisches Projekt durchgeführt. Die Publikation des Bandes über die Bildhauer-Brüder Antonio und Giuseppe Chiattone war aus dem Wunsch hervorgegangen, zwei Tessiner Künstler und Sammler in den Fokus zu rücken. Zu diesem Zweck wird vertieft auf ihre Biografien eingegangen. Die im Tessin und international entstandenen oder projektierten Werke werden eingehend dokumentiert. Dieser zehnte Band der Verlagsreihe Cornèr Bank entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum der italienischen Schweiz (MASILugano) und der Fachhochschule der italienischen Schweiz SUPSI, wo die Gipsfigur der österreichischen Kaiserin Elisabeth restauriert wurde. Zuvor hatte sich diese im Hof des Palazzo Chiattone in Lugano befunden.
Zum 60-jährigen Gründungsjubiläum (2012) erschien die Monografie von Adolfo Feragutti Visconti, dem berühmten, 1850 in Pura geborenen Tessiner Maler. Zusätzlich zur beträchtlichen Anzahl Werke in Privatsammlungen beinhaltet die Monografie auch sämtliche Gemälde, die sich unter anderem in öffentlichen Kollektionen in der Schweiz und in Italien befinden. Dieser Band erfasst erstmals das Gesamtwerk dieses Malers, der seine künstlerische und expositorische Ausbildung in Italien, Argentinien und anderen Ländern erhielt. Ausserdem führte die Untersuchung zur Entdeckung zahlreicher dokumentarischer Belege.
Sandra Torriani
Tel. + 41 91 800 52 34
sandra.torriani@corner.ch